Was ist traumasensibles Yoga?

Traumatische Erfahrungen oder andere Belastungssituationen hinterlassen Spuren im Körpergedächtnis und bleiben weiterhin sichtbar: in unserem Verhalten, in unseren Gefühlen, in Schmerzen oder Krankheiten etc. Oft fehlt aber gerade nach einer Traumatisierung der Kontakt zum eigenen Körper. Die Unfähigkeit zu Fühlen oder sich selbst zu spüren bereitet Unbehagen oder kann ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit auslösen.  Durch das „Nichtfühlen können“ ist nicht nur die innere Verbindung zu sich selbst gestört, sondern auch die Verbindung nach außen zu den Mitmenschen.

 

 Yoga bedeutet Verbindung - es versteht sich als Einladung mit sich in Kontakt zu kommen. 

 

Traumasensibles Yoga (TSY) ist ein körperorientierter Ansatz, der gezielt die drei Energiequellen Bewegung, Atmung und Bewusstsein einsetzt, mit dem Ziel sich zu verbinden. Die achtsame und sensible Yogapraxis ist dabei wahrnehmungsorientiert, nicht leistungsorientiert. Die Übungen haben zum Ziel, eine Verbindung zum eigenen Körper wiederherzustellen. Dies gelingt vor allem durch die Anregung der Selbstwirksamkeit, in dem nach jeder Übung Zeit für das Nachspüren gelassen wird, wodurch neue Körpererfahrungen und oft angenehme Körpergefühle gemacht werden können. Gleichzeitig bietet es auch die Möglichkeit eigene Grenzen spüren zu lernen und im Falle einer Überforderung Stopp sagen zu können. Mit der Zeit wird die Freude am Wahrnehmen der eigenen Energie dazugewonnen.  Der Glaube an die eigene Kraft und sich zeigen zu dürfen steigt und schafft somit ein neues Gefühl von Lebendigkeit. 

 

Durch die Arbeit mit dem Körper wird so eine erneuerte Verbindung von körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene geschaffen.

 

Wirkung

Trauma trennt – Yoga verbindet.

 

Ein Trauma bedeutet ein Verlust von Verbindung – Verlust von Kontrolle, Handlungsfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Kontakt, etc. Ein Trauma wirft das Erleben in die Vergangenheit zurück.

 

Yoga dagegen verankert unser Erleben im Hier und Jetzt und schafft eine Verbindung nach Innen und Außen. Yoga bietet einen reichhaltigen Handwerkskoffer, um eine positive Wirkung auf den verschiedenen Wahrnehmungsebenen zu erzielen. Folgende Beispiele seien hier auszugsweise zu nennen:

 

Wirkung auf körperlicher Ebene durch Yoga:

 

  • vertieft den Atem
  • aktiviert Neurotransmitter (z.B. Dopamin, körpereigene Opiate)
  • Intrusionen nehmen ab
  • Spürübungen verbinden Körper und Gefühl
  • Anspannung nimmt ab
  • verbessert die Hirndurchblutung und Immunologie 

 Wirkung auf seelischer Ebene durch Yoga:

 

  • hilft Grenzen wieder wahrzunehmen
  • Ressourcen werden wieder entdeckt
  • Selbstwirksamkeit wird gestärkt
  • regt zum Handeln an
  • stärkt Gefühl von Verbundenheit
  • hilft, ein Gefühl für die Mitte zu finden

Wirkung auf der Ebene der Gedanken und des Bewusstseins:

 

  • verlangt Präsenz im Hier und Jetzt
  • lässt die grauen und weißen Zellen des präfrontalen Kortex wieder wachsen
  • bietet Sinn und Orientierung
  • stärkt konstruktive Gedanken und lenkt die Aufmerksamkeit auf das „Innen“
  • fördert eine Einstellung, z.B. „Ich habe die Möglichkeit an mir selbst zu arbeiten.“

 [Quelle: Traumasensibles Yoga – TSY von Angela Dunemann, Regina Weiser, Joachim Pfahl. 2017. Klett-Cotta]

 

Weitere Informationen & Empfehlungen

 

Traumasensibles Yoga von TSY ingradual®:

 https://www.traumasensiblesyoga.de/

Buchempfehlung:
Angela Dunemann, Regina Weiser, Joachim Pfahl: Traumsensibles Yoga - TSY. Postraumatisches Wachstum und Entwicklung von Selbstmitgefühl. 1. Auflage, 2017, Klett Verlag.
ISBN: 978-3-608-89181-2

Trauma-Yogatherapeutenliste:
https://www.traumasensiblesyoga.de/trauma-yoga-therapeuten/